Page 11 - Chytrý zpravodaj - Rychnov u Jablonce n.N.02 2022
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Vu dr Fuchsbresche bis zur Mutter Anna oder

                                  „Reichnejer Schorfblicke“



                           Kurz & bündig aus dem Reichenberger Kreis


              Beim erschlagenen Jungen          Später sollte Anton Neumann  die  enmitglieder verloren. Zuerst starb 1824
                                            Schmiede von seinem Großvater Gottf-  ihr Vater Gottfried Mäussel, ein Jahr spä-
        Fortsetzung aus voriger Nummer      ried Mäussel in Haindorf Nr. 134 über-  ter wird ihr Sohn Anton ermordet, und
            Wieder wurde ein Zeugnis der Hei-  nehmen, weshalb er 1824 bei ihm in die  vier Jahre später verliert sie ihren gelieb-
        matgeschichte vor dem Verfall bewahrt.  Lehre ging. Der begabte Lehrling muss se-  ten Mann Josef Anton.
        Damit beendeten die Mitglieder des Vere-  hr enttäuscht gewesen sein, als sein gelieb-  Ein unvorstellbar schweres Schicksal
        ins für Kultur und Landschaft mit Erfolg  ter Großvater im selben Jahr unerwartet  hatte diese zweifellos sehr tapfere Frau ge-
        die Restaurierung eines weiteren histo-  starb. Nach dessen Tod musste er die Le-  troffen. Ihr war nichts anderes übrig ge-
        rischen und einzigartigen Denkmals des  hre in einer anderen Schmiede fortsetzen.  blieben als die Schmiede, das Erbe ihrer
        Isergebirges, das Denkmal „Beim erschl-  Ausgewählt wurde die bekannte Schmie-  Vorfahren, die sie eine Zeit lang selbst
        agenen JungenDieses Denkmal hat eine  de auf dem Galgenberg in Reichenberg.  betrieb. Aber nicht lange, denn sie war der
        traurige Geschichte.  Es erinnert  an  die  Seine Eltern in Haindorf besuchte er je-  Aufgabe nicht gewachsen und verstand
        Ermordung des 16-jährigen Schmiedele-  den Samstag. An seinem Todestag ging  das Handwerk nicht. Schließlich heiratete
        hrlings Anton Neumann.              er über Einsiedel und Buschullersdorf  die Witwe Thekla, geborene Mäussel, 1830
            Anton wurde am 18. Juli 1825 – an-  auf dem von Hemmrich nach Haindorf  den Schmied Johann Friedrich Müller,
        deren Quellen zufolge konnte es der 10.  führenden alten Pilgerweg nach Hause.  dem sie die Schmiede überschrieb. Hier
        Juli desselben Jahres gewesen sein – von  Hier wartete der Mörder, der ihm einen  arbeitete er bis 1843 als Schmied.
        einem Täter brutal erschlagen und aus-  Strick um den Hals legte, einen Knebel   Tausende von Pilgern sind in den
        geraubt. Dieses Denkmal ist eines der  in den Mund stopfte und den Schädel mit  letzten 196 Jahren an diesem Denk-
        ältesten  Denkmale  im  Isergebirge  und  Steinen zertrümmerte. Die Leiche ver-  mal vorbeigegangen, um einen Au-
        befindet sich an der Eisenbahnlinie zwis-  steckte er in einem tiefen Graben unter  genblick zu verweilen und das Anden-
        chen Buschullersdorf und Raspenau. An-  einem Himbeerstrauch. Einen Tag später  ken an ein unschuldiges Opfer eines
        ton Neumann wurde am 16. November  wurde seine Leiche von Kindern aus den  unvorstellbaren Raubüberfalls zu ehren.
        1809 in der Schmiede in Haindorf Nr. 134  Meierhofhäusern in Raspenau gefunden.  Männer zogen ihre Hüte ab, Frauen legten
        geboren. Schon am Tag nach seiner Ge-  Der Lehrling Anton Neumann wurde am  ihre Kopftücher ab, und Kinder schmieg-
        burt – am 17. November 1809 – fand in  21. Juli 1825 auf dem alten Friedhof in  ten sich an ihre Eltern, die ihnen gerade
        der Haindorfer Kirche die Taufe des Ne-  Haindorf beigesetzt. Der Lebenswunsch  die traurige Geschichte von dem getöteten
        ugeborenen statt. Er erhielt den Namen  seines Großvaters, aber auch der Wunsch  Jungen erzählt hatten.
        Johann Anton. Und so begann der Le-  des jungen, vielversprechenden Schmie-  Dann sprachen alle gemeinsam das
        bensweg dieses kleinen Jungen, der sehr  delehrlings, wurde nie erfüllt.  Vaterunser zu Ehren des unschuldigen
        kurz und nicht der glücklichste war. Als er   Später stellten die Hinterbliebenen  Opfers, das damals an der Schwelle zu ei-
        geboren wurde, waren seine Eltern noch  am Ort seines Todes, der sich nur wenige  ner erfolgreichen Zukunft stand und dem
        nicht verheiratet, und so wurde der Junge  Meter von dem alten Pilgerweg entfernt  das Schicksal kein langes Leben gönnte.
        unehelich geboren. Das war damals nichts  befindet, ein steinernes Denkmal mit  Während das steinerne Denkmal bis heu-
        ungewöhnliches, warf aber einen dunklen  einem Bild und einem Kreuz auf. Seit  te erhalten geblieben ist, musste das drauf
        Schatten auf die ansonsten hoch angese-  dieser Zeit nennt man diese Stelle Beim  befestigte  Blechbild  immer  wieder  neu
        hene Familie des Schmiedemeisters und  erschlagenen Jungen. Es ist eine dunkle  gestrichen und renoviert werden. Später
        insbesondere auf die Mutter des kleinen  Geschichte geblieben, der Mörder wurde  verschwand es völlig. Das Bild zeigte ei-
        Johann Anton.                       nie ermittelt. Die Eltern waren für den  nen Landstreicher, der einen wehrlosen
            Acht Monate nach seiner Geburt läu-  Rest ihres Lebens erschüttert.  Jungen verprügelt und tötet, während
        teten die Glocken der Kirche in Haindorf   Antons Vater, der damals in der  ein gemalter Heiliger über ihm schwebt.
        erneut, um allen Menschen in der nahen  Schmiede seines Schwiegervaters arbeite-  Unter dem Bild befindet sich folgende
        und fernen Umgebung eine weitere frohe  te und diese leitete, hatte sich viel von sei-  Widmung in deutscher Sprache: „Hier
        Botschaft zu verkünden. Der Bräutigam  nem Sohn versprochen und ihn auf eine  wurde Anton Neumann aus Haindorf, 16
        Josef Anton Neumann, ein Weber aus  gute und vielversprechende Arbeit in der  Jahre alt, am 18. Juli ermordet. Unbekann-
        Haindorf, und die Braut Thekla Mäussel,  Schmiede vorbereitet. Jeden Tag, wenn er  ter, bete für seine Seele.“ Die Metalltafel
        die Tochter des damaligen Ober-Schmie-  an seinen Arbeitsplatz kam, erinnerte er  mit dem tschechischen Text, die erstmals
        demeisters Gottfried Mäussel aus Hain-  sich an die Untat in den dunklen Wäldern  Anfang der 1960er Jahre auf dem Stein-
        dorf Nr. 134, standen vor dem Altar der  des Isergebirges.              denkmal angebracht wurde, befindet sich
        Haindorfer Kirche. Die Eltern des kleinen   Und so dauerte es nicht lange, bis  jetzt an einem Holzpfosten neben dem
        Johann Anton Neumann gaben sich vor  der Vater seinem Sohn in den Tod folgte.  Denkmal.
        Gott das Jawort, sie heirateten. Dies ges-  Er starb 1829. Seine Frau Thekla hatte in       Stanislav Beran,
        chah am 23. Juli 1810.              kürzester Zeit drei ihrer engsten Famili-        Quelle Tschechien Online

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